Hospitationsbericht

Dermatologie, Universitäts-Kinderspital-Zürich, 20.05.2019 – 01.07.2019

Im Mai 2019 wurde ich von der Universitätsklinik für Dermatologie in Innsbruck für eine 6-wöchige Hospitation an der Kinderdermatologie in Zürich freigestellt. Als Kinderärztin in Ausbildung zur Fachärztin für Dermatologie war meine Vorfreude groß, genau dort Einblick zu erhalten, wo sich die beiden Fächer treffen.

Das Team besteht aus 6 Fachärzten für Dermatologie, von denen 3, inklusive der leitenden Ärztin, PD Dr. med. Lisa Weibel, zudem Fachärzte für Pädiatrie sind. Alle haben eine unglaubliche Expertise und selbst im Rahmen der Ausbildung Auslandsaufenthalte bei renommierten Experten in den USA, Kanada, England, Spanien und Frankreich absolviert. Es war schön zu sehen, dass bei komplexen Fällen diese internationale Vernetzung auch genutzt
wird, um jedem Patienten die optimale Behandlung zu ermöglichen.

Ich war fasziniert von der guten Organisation und den modernen Strukturen. Möglicherweise spielt hier die „Schweizer Mentalität“ eine Rolle. Bürozeiten, die man heutzutage, dank stets zunehmendem bürokratischem Aufwand, überall benötigen würde, sind fix eingeplant. Außerdem fand man Zeit für Wissenschaft, welche an der Abteilung neben der Patientenbetreuung großgeschrieben wird, und auch gemeinsamen „Kaffee“ und Mittagessen. Die Kombination von
Medizin auf höchstem Niveau bei gleichzeitig gutem und kollegialem Arbeitsklima hat mich begeistert und motiviert.

Der Großteil der Patienten wird in ambulanten Sprechstunden gesehen und beraten. Auch eine tagesklinische Versorgung wird häufig angeboten, insbesondere zur Therapieeinleitung mit Propranolol bei infantilen Hämangiomen, zur Lasertherapie in Kurznarkose, oder i.v. Steroidpulsen bei Alopezia areata oder Morphea. Eine primär „dermatologische“ stationäre Aufnahme kommt vor, ist aber eher selten nötig. Häufig erfolgen jedoch Konsile bei stationären
Patienten. Auch in der Notaufnahme des Kinderspitals wird oft konsiliarisch weitergeholfen.

Besonders faszinierend fand ich die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sprechstunden werden regelmäßig gemeinsam mit Spezialisten anderer Fachgebiete (insbesondere plastische Chirurgie, Radiologie, Orthopädie) abgehalten. Außerdem gibt es ein eigenes Haut- und Wundberatungsteam, das im Rahmen von Sprechstunden pflegerische Hilfestellung und Tipps gibt, und Familien zudem die Möglichkeit telefonischer Beratung bietet. Psychologische Beratung steht ebenfalls zur Verfügung. Außerdem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der „Hautstigma-Initiative“, die die Verbesserung der Lebensqualität von Kindern mit Hautauffälligkeiten zum Ziel hat. Komplexe stationäre Patienten werden häufig in multidisziplinären Teamsitzungen besprochen.

Ich wurde, ganz gegen jedes „Schweizer-Vorurteil“, herzlich im Team für die Zeit meines Besuches aufgenommen, und erhielt in alle Bereiche Einblick. Zu schätzen weiß ich, dass ich insbesondere zu den „spannendsten“ Sprechstunden mitgenommen wurde. Die häufigsten Konsultationsgründe waren atopische Dermatitis und infantile Hämangiome, dicht gefolgt von Alopecia areata, Morphea, congenitalen melanozytären Nävi, Vitiligo, Psoriasis, aber natürlich auch „alltäglichen“ Krankheitsbildern wie Molluscen, Verrucae vulgares, Akne und Windeldermatitis. Daneben konnte ich seltene Erkrankungen aus dem Gebiet der Genodermatosen (Netherton Syndrom, CHILD-Syndrom, keratinopathische Ichthyose, epidermolytische palmoplantare Keratose, Gorlin-Goltz-Syndrom etc.) und vaskuläre Malformationen (kapilläre-, venöse-, lymphatische, glomovenöse-Malformationen, CLOVESSyndrom,
Klippel Trenaunay-Syndrom etc.) sehen.

Zudem bietet die Abteilung, insbesondere Schweizer Kinderärzten, die Möglichkeit teledermatologischer Beratung. Auch das fand ich sehr interessant und bewunderte einmal mehr die moderne Herangehensweise.

Am Ende meiner Hospitation fanden die „Züricher dermatologischen Fortbildungstage“ statt. In diesem Rahmen organisiert das Team seit mehreren Jahren einen beliebten kinderdermatologischen Workshop mit „Live-Fällen“. Hier durfte auch ich einen Beitrag leisten und einen Patienten vorstellen. Insgesamt habe ich in den 6 Wochen unglaublich viel gesehen und gelernt, und bin sowohl dem Züricher Team als auch meiner Heimatklinik dankbar für diese
einmalige Chance. Über den Erhalt eines Stipendiums würde ich mich natürlich ebenfalls sehr freuen!

Dr. Linser